Saatkörner liegen wochenlang in der Erde, ohne zu keimen: Das Wasser fehlt. Mir fallen auch wieder Bilder ein, wohl aus 2022: Maisstauden sind im Sommer auf dem Acker vertrocknet.
Im Stundengebet der Kirche hat der Lobgesang der drei Jünglinge einen festen Platz. Sie singen ihr Lied im Feuerofen, wie wir im Buch Daniel lesen. Es ist ein feierlicher Lobpreis auf Gottes Größe und prägt Sätze wie diese: „Preist den HERRN, Feuer und Glut; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! Preist den HERRN, Frost und Hitze; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!“ (Dan 3, 66f.)
Die Worte fordern mich heraus. Wie geht der Lobpreis auf Gottes genialen Schöpfergeist und die Schönheit seiner Werke zusammen mit meiner Besorgtheit und meinem Zweifel? Gerne möchte ich Gott eine gute Zukunft für seine Schöpfung zutrauen.
So bleibt mir meine ureigene Aufgabe als Mensch: Ich darf Gott seine Majestät und Weisheit lassen. Berührend hat die Lyrikerin Hilde Domin die geerdete Haltung ins Bild gesetzt. Mit ihren Zeilen ermutigt sie uns und legt eine Hoffnungsspur:
Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
(Hilde Domin, Nicht müde werden. In: Sämtliche Gedichte, 2011, S. 142)
Karl Pöppel